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Ernst August Hagen
Kunsthistoriker
Der gebürtige Königsberger E.A. Hagen (1797- 1880) erhielt 1830 das erste für ihn geschaffene Ordinariat in Preußen für das Fach Kunstgeschichte und Aesthetik an der Albertus-Universität. Darüber hinaus bewirkte er durch Akademie- und Vereinsgründungen, dass Königsberg zu einer bedeutenden Kunststadt aufstieg.
 

 
Seine Laufbahn verdankte E.A. Hagen seinem Vater, dem Universalgelehrten K.G. Hagen und
dessen Verbindung zum Königshaus. Als 11-jähriger Schüler nahm er 1807/1808 gemeinsam mit den Prinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Friedrich Wilhelm IV., sowie dessen Bruder Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., am Unterricht bei dem Vater in der Hofapotheke teil. Die Verehrung für Königin Luise und die vor Napoleon nach Memel und Königsberg ausgewichene Königsfamilie prägte sein ganzes Leben (Henrard).

Nach dem Abitur am Altstädtischen Gymnasium und der Erlangung der Promotion im Fach Medizin an der Philosophischen Fakultät wandte sich E.A.Hagen dem Kunststudium zu. Auf einer
Bildungsreise über Göttingen nach Süddeutschland und Italien lernte er u.a. K.F. Gauß, W. von Goethe, J. Paul, B. Thorwaldsen u.v.a. Wissenschaftler und Künstler kennen, zu denen er in teils wissenschaftliche, teils freundschaftliche Verbindung trat.
 
Zurückgekehrt nach Königsberg, wurde er als frisch ernannter außerordentlicher Professor (1825) für Kunstgeschichte  und als Verfasser von „Olfried und Lisena“ zunächst gefeiert, zumal W. von Goethe dieses Märchengedicht anerkennend beurteilt hatte. Auch seine Lehre fand anfangs großen Anklang, besonders seine Vorlesungen und die als „Künstlergeschichten“ bekannten 4 Werke über bedeutende Künstler
von A. Dürer (in Norika), über den Florentiner Ghiberti bis Leonardo da Vinci.
 
Nach Jahren größter Kreativität blieben jedoch die Studenten in den 40-er Jahren zunehmend aus. Der Zeitgeist duldete keinen Monarchisten in der Kunstszene.
 
Auch als Künstler fand Hagen mit seinen Gedichten, Lust- und Trauerspielen keinen Anklang über die Grenzen Königsbergs hinaus.
 
Diese Situation erkennend, verwirklichte er dennoch seinen Traum von der Erhebung Königsbergs zu einer Kunststadt, zum einen durch seine fundierten wissenschaftlichen Beiträge, zum anderen durch Gründung von Akademien und Vereinigungen.
 
Neben der zweibändigen Abhandlung über "Die Deutsche Kunst" sei im Rahmen der heutigen Diskussion nach  Wiederaufbau des Königsberger Doms hier lediglich die mit A.R. Gebser gemeinsam erarbeitete Schrift erwähnt, „Die Beschreibung der Domkirche zu Königsberg und der in ihr enthaltenen Kunstwerke, (Zweite Abteilung,1833).
 
1844 schloss sich die Schrift "Über Reiterstatuen in Bezug auf das in Königsberg zu setzende Denkmal Friedrich Wilhelm III." (von dem Bildhauer Kiß)  an.
 

Neben der Herausgabe mehrerer Bücher schrieb Hagen eine Vielzahl von Aufsätzen in verschiedenen Zeitschriften und Ausstellungskatalogen, z.B. im „Kunstblatt“ und in den „Neuen Preußischen Provinzialblättern". All seine Literatur spiegelte seine profunde Kenntnis der Kunstgeschichte des Mittelalters wider, besonders diejenige Italiens und des deutschsprachigen Südens, sowie speziell des Gebietes seiner Heimat in Ost- und Westpreußen:
 
1. Hagen setzte durch, dass die "Provinzial- Kunst- und Zeichenschule" für die Ausbildung der Künstler fortbestand, so dass ihr Anteil der „Kunstschule“ nicht in die "Gewerbeschule" integriert wurde, bis schließlich beide eigenständig wurden im Jahre 1844.

2. Hagen gründete 1832 den Königsberger Kunst- und Gewerbevereins mit Stadtdirektor Degen, Kaufmann Friedemann und Consul Lorck und organisierte jährlich Ausstellungen
 
3. Er übernahm die alte Kunstsammlung der Universität (1830), schaffte die "Universitäts- Kupferstichsammlung" (1831)und überführte letztere in das "Kupferstichkabinett" in der neuen Universität(1862).
4. Hagen initiierte maßgeblich den Bau des Stadtmuseums (1838), einer Kunsthalle in der Königsstraße. Fertigstellung 1841
 
5. Er förderte die Errichtung einer Kunstakademie in den Räumen des Stadtmuseums, dessen erster Direktor L. Rosenfelder 1844 wurde.  Hagen bat mehrfach den mit ihm befreundeten Oberpräsidenten H.Th.von Schön, sich beim König für seine Wünsche
zu verwenden, so daß der König zweimal in einer Cabinetsordre vom 10.3.38 und vom 3.6.42 gegen die Meinung der Minister Altenstein bzw. Eichhorn entschied, dass dem Drängen aus Königsberg im Hinblick auf Schaffung einer Kunstakademie
nachzugeben sei. „Hagen wurde kunstgeschichtlicher Lehrer der Anstalt  und verblieb auch bis kurze Zeit vor seinem Tode in dieser Stellung.“(ADB,S.770)
 
6. 1844 begründete Hagen die "Alterthumsgesellschaft Prussia" mit der Herausgabe der Preußischen Provinzblätter. Er sammelte Volkslieder , Sagen, registrierte Kunstwerke jeglicher Art und betätigte sich archäologisch, um Hinweise auf die Stammbevölkerung des Landes zu erhalten, den Pruzzen.

 

 
Für seine Leistungen erhielt Hagen den Adlerorden 2.
Klasse mit Eichenlaub. Diese und weitere Auszeichnungen waren für ihn nicht so bedeutsam wie die Geborgenheit in seiner Familie. Mit seiner Frau Molly geb. Oestreich führte er eine zeitlebens glückliche Ehe. Mit den 5 Kindern bewohnte die Familie Hagen das Haus in der Zieglerstr.5. Er pflegte regen Kontakt zu den Familien seiner Schwestern Johanna und Florentine, die mit den Professoren F.W.Bessel und F.Neumann verheiratet waren.

Hagen wurde zum Pionier für die preußische und die deutsche Kunstgeschichte, die er mit seinen Werken in die europäische integriert hat. Es ist ihm zudem zu verdanken, daß Königsberg zur Jahrhundertwende mit seinem Kunstverein, seinen Museen, der Prussia -Gesellschaft und letztendlich der Kunstakademie einen hohen Beitrag für die preußische Kunstszene eingebracht hat.
 
Diese Zusammenfassung basiert auf einem Vortrag, gehalten am 8.2.1997 vor der Prussia-Gesellschaft in Duisburg, als auch auf einer anstehenden Veröffentlichung im „Königsberger Bürgerbrief“, Nr. 48, Sommer 1997
 
Unterlagen über E.A. Hagen finden sich im Museum Stadt Königsberg in Duisburg und im Nachlass, dem Familienarchiv der Franz Neumann Stiftung über den Autor dieser Seite: E.Neumann-Meding(at)t- online.de
 
Abb. 1. Siegelmarke der Kunstakademie
 
Abb. 2. Skulptur im Eingang der ehemaligen Kunstakademie - wohl aus Schloss Beynuhnen
 
Literatur:
 
Neumann-Redlin von Meding,E.: Ernst August Hagen.                                                          Zum 200.Geburtstag des ersten preuß. Professors für Kunstgeschichte.  Königssberger Bürgerbrief 48 (1997) 56-59
 
Neumann-Redlin von Meding, E.: Ernst August Hagen und die Begründung der „Alterthumsgesellschaft Prussia". In: Zur Kulturgeschichte Ost- und Westpreußens. Prussia Gesellschaft für Heimatkunde Ost- und Westpreußens, Husum 2003
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Ernst August Hagen
Radierung von seiner Schwester Florentine, verh. Neumann
Ernst August Hagen
(1787 - 1880)
 
Erster  preußischer Professor für Kunstgeschichte in Königsberg
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